
Wolfsmond
Der Mond ist aufgegangen
Wolfsmond
Er lockt
Er verführt
Er heult
Fordert seinen Tribut
Sein Versprechen liegt in der Luft
Finger werden zu Krallen
Hände zu Klauen
Haar zu Fell
Befreiung
Sprung
Tod
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Vergängliche Ewigkeit
Schwüre der Treue
auf ewig gelobte Liebe
Beteuerungen von Zweisamkeit
ins Holz geschnitzt
der Baum war ihr Zeuge
die Rinde ist ihr Gewissen
Sehnsucht nach Abwechslung
die Zigarette danach
der Alltag so grau
der Baum war ihr Zeuge
die Rinde ist ihr Gewissen
Blut tropft aus der Rinde
der kalte Stahl reflektiert im Licht
fragende Augen in blassem Gesicht
Herzen
Initialen
Jahreszahlen
in die Haut geritzt
Es gibt keinen Zeugen
die Last des Gewissens drückt
und der Baum wächst
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Schatten der Nacht
Am Rande der Albträume
Schattenwesen
im Halbdunkel
bedrohen das Licht
Kreaturen der Nacht
ausgestoßen
gestrandet
verdammt
Ausweg im Wahnsinn
Zwielicht
dunkel
schwarz
Man sieht sie kaum
doch sie sind da
man fühlt sie
eisiger Atem
auf kalter Haut
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Reflektionen zu Schwarz
Schwarz wie die Nacht sagt man,
oder auch schwarz wie Teer,
und pechschwarz, rabenschwarz,
und auch schwarz sehen und schwarz malen,
es gab den schwarzen Tod und die schwarzen Pocken,
man denke an die schwarze Kunst, die schwarze Magie,
den schwarzen Humor und den schwarzen Peter,
so wie den schwarzen Mann und das schwarze Schaf -
doch wo bleibt die schwarze Seele?
SCHWARZ
Sieben charmante Hexen wachen am rettenden Zwielicht
Zersägen Raben am Wegesrand hinter chromgelbem Schwefel
Sechs Chimären hocken winselnd auf rostigen Zäunen
Zerbrechen rasch am wahren stets changierenden Schatten
SCHWARZ

© Wolf Wolfsen