Wolf Wolfsen, geb. am 6.6.66 in Düvelshausen, in einer mit dichten Nebelschwaden durchzogenen Vollmondnacht. Eltern unbekannt, verschwanden in eben dieser unheilvollen silbrig schwarzen Nacht.

Gerüchten zufolge soll eine schwarze Kutsche in der Sekunde meiner Geburt vor dem Krankenhaus vorgefahren sein. Ihr entstiegen drei seltsame Gestalten, eine Frau und zwei Männer, die sich Zugang zu meinem Krankenzimmer verschafften, in dem sich meine leiblichen Eltern mit mir aufhielten. Man sah auch wieder drei Personen das Krankenhaus verlassen und mit der Kutsche davonfahren, doch schienen es bis auf eine nicht dieselben Personen wie vorher zu sein. Zumindest eine Krankenschwester sagte später aus, sie habe meine Eltern die Kutsche besteigen sehen und sie hätten sich "seltsam hölzern bewegt". Ich habe von der ganzen Prozedur so gut wie nichts mitbekommen, es hängt mir jedoch bei diesen Erinnerungen immer noch dieser durchdringend schwefeliger Geruch in der Nase.

Meine Kindheit verlief alles in allem relativ ereignislos und unbeschwert, wie bei den vielen anderen Menschenkindern, die nach der schwarzen Kunst erzogen werden. Ich will hier nicht mit unnötigen Details langweilen, nur so viel:

Das tägliche Spielen mit kleinen Tieren hat mir immer viel Spaß gemacht, besonders der Blick in die panisch angsterfüllten Spiegel der Seele hat mir stundenlanges Vergnügen bereitet und mich manches dunkles Geheimnis gelehrt.

Friedhöfe übten natürlich eine magische Anziehungskraft auf mich aus und ich erinnere mich seit frühester Kindheit an ausgedehnte Streifzüge mit intensiven Spielen und Grabungen zwischen den schönen Steinen und Gewächsen.

Haustiere gab es gleich mehrere, wobei mir die Katzen, Kröten und Raben am liebsten waren. Diese habe ich natürlich vom Sezieren ausgenommen, nur bei den Kakerlaken machte ich eine Ausnahme.

Eine richtige allgemeinbildende Schule habe ich nie besucht. Anfangs kamen immer Privatlehrer zu uns nach Hause, die aber nie lange blieben, jedenfalls nicht in ihrer lebenden Gestalt. Später ging ich auf diverse Internate für angewandte dunkle Praktiken in Finsterwalde und Umgebung. Ein Verschwiegenheitskodex verbietet es mir, über diese Zeiten zu berichten, nur so viel: Es ist schon erstaunlich, dass sich nach den vielen außergewöhnlichen Experimenten die Welt immer noch unverändert um ihre eigene Achse dreht, aber vielleicht ist das auch nur eine Illusion.

Und dann war und ist da immer der Mond und sein verlockendes und betörendes Licht. Mein ständiger Begleiter und Berater in der Not. Ob Viertel-, Halb- oder Vollmond, eine Sichel oder in vollkommener Pracht, ich kann mich seiner Anziehungskraft nicht entziehen.

Und jetzt, während ich dieses niederschreibe und zu Papier bringe, regt sich etwas in mir und will hervorbrechen, die Haare fangen an sich zu kräuseln, meine Gelenke fangen an zu schmerzen und sich zu erweitern, zu vergrößern, das Schreiben fällt immer schwerer, die Konzentration reduziert sich auf metallisch duftende blutige Beute. Es tut mir leid, ich muss leider abbrechen, "BLUT", ich hätte gerne weiter geschrieben, "BLUUUUT" , der gute Vorsatz reicht nicht aus, "GEDÄÄÄÄRME", die Schmerzen werden unerträglich, " JAAAAAAAGEN", der Instinkt ist das einzige, was mir bleibt, "Ich brauche Kontakt, Beute"....................................................

 

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© Wolf Wolfsen